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synagoge

 Das Leben der Jüdischen Gemeinde Würzburg und Unterfranken konzentriert sich um die 1970 eingeweihte Synagoge auf dem Gelände des jüdischen Altersheims in der Valentin-Becker-Straße 11 in Würzburg. In Würzburg hatte es bis zur Schoah sieben Synagogen gegeben, die allesamt beim Novemberpogrom von 1938 zerstört wurden. Der Platz, an dem einst die Würzburger Hauptsynagoge stand, ist von der Gemeinde würdig gestaltet worden. Das Gelände hinter dem Diözesanarchiv in der Domerschulstrasse wurde in Form eines kleinen Parks angelegt. Die Umrisse des ehemaligen Gebäudes, darunter die Reste des alten Mauerwerks sowie eine Gedenktafel, erinnern an die Opfer der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.  In dem neuen Gemeindezentrum finden sich Erinnerungen an die zerstörten Würzburger Synagogen, darunter ein sogenannter “Chuppastein” aus der Synagoge des Stadtteils Würzburg-Heidingsfeld. Im stimmungsvollen G’ttesdienstraum steht der nach Jerusalem ausgerichtete Thoraschrein aus israelischem Marmor. Mittelpunkt ist das Vorlesepult. Wie in orthodoxen Synagogen üblich, sitzen die Frauen getrennt von den Männern.

50 Jahre

der Synagoge

in Würzburg

Synagoge und Altenheim, um 1984 (Stadtarchiv).

David Schuster führt die Abgeordneten des Landrats Unterfranken durch die Synagoge.

(Main-Post, Foto: Georg Heussner).

„Die neue Synagoge, die am 24. März 1970 offiziell eingeweiht wird, soll dem weiteren ersprießlichen Leben der Gemeinde dienen. Nach 850 Jahren wechselvoller Geschichte beginnt wieder eine neue Epoche.“ David Schuster. Einweihungsheft. „850 Jahre Juden in Würzburg“.

 

Sobald die neue Synagoge fertiggestellt war, veröffentlichte David Schuster ein solides großformatiges  Einweihungsheft mit Fotos, Gratulationen, Dankesbriefen und Texten zur Geschichte der Entstehung. Das Heft wurde in der ganzen Welt verbreitet, denn die Würzburger Juden, die sich nur durch Flucht aus Deutschland retten konnten, in verschiedenen Ländern lebten. Diese Aktion war sehr wichtig. Hunderte von Briefen kamen aus allen Ecken und Enden der Welt in die Valentin-Becker- Straße. Die Briefe enthielten Glückwünsche, Begeisterung, Freude und Leid gleichzeitig, aber auch Hoffnung und Stolz für das ganze Volk. Einige der Absender konnten persönlich zur Einweihung kommen – diese war sehr feierlich. Als Rabbiner wurde Hans-Isaak Grünewald eingeladen, der damals als Rabbiner von München und Oberbayern war. Zufälligerweise ist Rabbi Grünewald der Adoptivvater von Jakob Ebert, der nach 31 Jahren - im Jahr 2001 – Rabbiner unserer Gemeinde wurde.

 

Der Entwurf stammt vom Architekten Herrmann Zvi Guttmann, den Bau leitete Rudolf Schlick.Seit dem Tag, an dem Architekt Guttmann sein Projekt in der Gemeinde präsentierte, bis zur Einweihung der Synagoge vergingen jedoch 13 Jahre. Es war kompliziert, ein geeignetes Grundstück für das Bauvorhaben zu finden. Für den Vorsitzenden waren es schwierige Jahre, Jahre der Überwindung, des Kampfes, der Geduld, der Überzeugung, recht zu haben, der Verantwortung für die Menschen und die Zukunft des Judentums in Unterfranken. David Schuster war entschieden gegen die Entscheidung der Stadt, nur den Bau eines Gebetshauses beim Altenheim zu finanzieren. Er war überzeugt, dass der Bau eines religiösen und kulturellen Zentrums für die Juden aus dem ganzen Umkreis zweckmäßig ist. Die Gemeinde zählte 1959 bereits 129 Erwachsene und 9 Kinder unter 12 Jahren. (Im Nov.1945 waren es 59 Gemeindemitglieder, davon nur 23der Überlebenden der Vorkriegsgemeinde.

 

„Nur wenige unserer Gemeindemitglieder hatten daran geglaubt, dass diese Generation, die die Zerstörung der Synagogen mitansehen musste, es noch erleben würde, hier in Würzburg eine neue Synagoge einzuweihen. Nur eine neue Synagoge konnte die Würzburger Gemeinde aus dem Zustand des Provisoriums hinausführen und die Sehnsucht nach einer Stätte lebendigen jüdischen Lebens verwirklichen“.

David Schuster. Einweihungsheft. Zum Geleit.

 

Den Rest bildeten Personen, die nach der Befreiung aus verschiedenen KZ-Lagern nach Würzburg kamen.) Im Buch von Rotraud Ries und Roland Flade „David Schuster. Blicke auf ein fränkisch-jüdisches Leben im 20. Jahrhundert“ erzählt sein Sohn Josef Schuster: „Mein Vater hat also viel Zeit, viel Herzblut in die Gemeinde gesteckt, in die Renovierung des Alterheims, und danach, ab Mitte der 60er Jahre, in die Überlegungen, eine Synagoge zu bauen.

Dazu gibt es die nette Geschichte von seinem Besuch beim Zentralrat, beim damaligen Generalsekretär Henrik van Dam. Es ging ja wie immer um die Frage der Finanzierung. Mein Vater trug ihm vor: “Also, wir wollen in Würzburg eine Synagoge bauen”. Und Henrik van Dam sagte: “Ich könnte Ihnen einen Zuschuss geben, aber, Herr Schuster, das planen Sie mal als Mehrzweckraum. Denn gucken Sie sich mal die Gemeinde an, wie lange wird es diese Gemeinde noch geben? Für einen reinen Synagogenbau kriegen Sie von mir nichts. Wenn Sie es als Mehrzweckraum planen, dann können Sie sich wieder melden.” Da hat mein Vater gesagt: “Entweder Synagoge oder gar nichts! Auf Wiedersehen.” Da war er konsequent. Gut, letztendlich hat ja den Löwenanteil des Synagogenbaus die Stadt Würzburg getragen - nicht zuletzt, weil sich die damaligen Oberbürgermeister dafür eingesetzt haben“.

 

Im Jahr 1964 entschied der Gemeindevorstand über den Bau einer neuen Synagoge auf dem Gelände des jüdischen Altenheims, der dann am 9. November begann. Im Erdgeschoss wurde ein Mehrzweckraum eingeplant, heute bekannt als „Weißer Saal“. Die Stadt wurde zum Bauherrn und Geldgeber, auch die Regierung Unterfranken unterstützte dieses kostspielige Projekt auch. Im Jahr 1970 wurde der Bau erfolgreich abgeschlossen. „Der weitere Verlauf hat meinem Vater Recht gegeben. Die Synagoge musste im Rahmen der Baumaßnahme 2001 - 2006 erfreulicherweise erweitert werden“. (Josef Schuster, März 2020).

 

Artikel vorbereitet von Larissa Dubovska

Einweihung der Synagoge. Bischof Josef Standl überreicht David Schuster das Fragment einer Torarolle. Li. Prof. Rudolf Weigand, 2.v.re. Rabbiner Hans-Isaak Grünewald. (Main-Post, Foto: Hans Heer).

Gratulationen und Dankesbriefe für David Schuster von den ehemaligen Würzburger Juden, die in verschiedenen Ländern der Welt wohnen. (Aus dem Archiv des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, früher Jüdisches Dokumentationszentrum).

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